Warum man nicht zu zweit sexuell aktiv sein kann hat viele Auslöser. Das dann der Corona-bedingte Lockdown sein, können Fernbeziehungen sein – oder auch schlicht die Tatsache, dass man Single ist.

Vielen gilt eine solche Abwesenheit von zweisamer Sexualität als Nachteil. Bloß warum? Denn allein kann man ungleich besser erfahren, was einem guttut, was einen antörnt – eine ungestörte Entdeckungsreise in die Tiefen der eigenen Lust, ohne dass man sich sorgen muss, ob es jemand anderem gefällt, ob man „Leistung“ erbringt.


Doch wie entdeckt man seine Solo-Sexualität, wenn man zuvor nur normale Masturbationserfahrungen gemacht hat? Der folgende Artikel verrät es.

  1. Ausgeschlafen und stressfrei

Es gibt viele Gründe, warum Menschen masturbieren. Vor allem stehen Abbau von Stress und sexuellen Spannungen dahinter. Für viele ist deshalb „Sex mit sich selbst“ eine spontane Zwischendurch-Handlung. Das kurze Öffnen eines Ventils, bevor es mit den Alltäglichkeiten weitergeht.

Das mag vielfach genügen. Um seine Sexualität zu erkunden greift es jedoch zu kurz. Hier geht es um Psychologie. Und so, wie man ein Psychiater-Gespräch nicht zwischen Tür und Angel durchführen kann, sollte man es auch hier handhaben. Das bedeutet:

  1. Das stressige Tagwerk sollte beendet sein. Es gibt keine wichtigen Termine, man hat „alle Zeit der Welt“.
  2. Man befindet sich in einer entspannten Grundhaltung. Optimal ist es tatsächlich, wenn man an einem Wochenend-Morgen gut ausgeschlafen ist.

Erst dann findet der Kopf die Ruhe, um sich voll auf sexuelle Reize zu fokussieren – nicht bloß Druckabbau.

  1. Dauerhaft nackt

Für sehr viele bedeutet Masturbation, nur die Hose zu öffnen, vielleicht herunterzulassen. Dieses Unmittelbare gilt sogar, wenn man in Situationen masturbiert, in denen man sowieso nackt ist – etwa unter der Dusche.

Das Körpergefühl zu erkunden fühlt sich jedoch in völliger Abwesenheit von Kleidung am allerbesten an. Lange bevor man sich auch nur in Masturbationsposition begibt, sollte man deshalb nackt sein. Das kann schon am Vorabend beginnen, indem man unbekleidet schläft. Es kann sich auf ein nacktes Solo-Frühstück erstrecken, sogar kleine Haushaltsaufgaben, die man rasch erledigen möchte.

Der Effekt: Gerade weil man allein ist, bekommt man eine lockere Feelgood-Haltung. Ähnlich wie am FKK-Strand, nur ohne Zuschauer. Man muss sich nicht wegen Problemzonen scheuen, kann einfach nackt und frei sein – bei vielen lässt das bereits unterschwellig die Erregungskurve ansteigen. Übrigens: Das ist in der eigenen Wohnung völlig legal.

Tipp: Wer sich ganz nackt (noch) nicht wohlfühlt, kann etwas schummeln. Etwa durch ein leichtes Sommerkleid ohne Unterwäsche, eine Schürze oder auch wenig verhüllende Dessous.

  1. Mit offenem Geist

Viele Menschen genieren sich vor sich selbst, würden nie vor einem Spiegel masturbieren. Andere könnten sich nie vorstellen, ihr Füße zu streicheln, ihren Anus zu liebkosen, „Lustschmerz“ zu probieren oder mit voller Blase zu masturbieren – obwohl letzteres durch den inneren Druck auf die Intimzonen-Nerven besonders lustvoll sein kann.

Wenn man jedoch seine Sexualität wirklich erkunden will, darf man sich keinerlei Schranken auferlegen. Man muss nicht beim ersten Mal alles probieren – alles aus diesem Text darf als langwierigerer Prozess verstanden werden. Aber man sollte offen dafür sein, auch Dinge zu tun, die man sich vorher aus Scham oder sonstigen Gründen untersagte. Meist sind diese Gründe sowieso nur gesellschaftlicher Natur und haben deshalb bei der Sexualität (erst recht allein) gar nichts verloren.

  1. Nicht auf ausgetretenen Pfaden

Der eine hat eine ganz bestimmte Phantasie, die er beim Masturbieren abspielt. Andere haben immer das gleiche Pornovideo, die gleiche XXX-Anlaufseite im Netz. Aus Sicht sexualtechnischer Horizonterweiterung ist das allerdings das Gleiche als würde man mit dem Partner immer nur in derselben Stellung schlafen.

Auch an diesem Punkt sollte man bereitsein, ausgetretene Pfade zu verlassen – in den Weiten des Netzes gibt es viele (sichere, kostenlose) Alternativen zu YouPorn und Co. Einen sehr guten Überblick liefert das Portal Pornohelden.net. Ähnliches gilt auch, wenn man eher ein Kopfkino-Mensch ist: Eine neue Phantasie ist schnell gestrickt. Vielleicht kann es ja auch etwas erregende Literatur sein...

Und sowieso sollte man auch bereit sein, andersherum zu handeln. Als regelmäßiger Porno-Gucker mal nur mit der Kraft der Phantasie; als jemand, der „mit leerem Geist“ nur auf seine Toys vertraut mit einem anregenden Porno auf dem Bildschirm. Immer sollte man weit offen dafür sein, sich anders erregen zu lassen als man es bisher tat.

  1. Nicht mit der Tür ins Haus fallen

Die schnellsten Masturbierer sind Männer. Bei denen führt der Griff meist sofort an den Penis und verharrt auch bis zum Ende dort. Frauen sind häufig, wenngleich nicht immer, etwas besser – zumindest gibt es mehr, die auch vor dem Masturbieren ein bisschen Vorspiel einfließen lassen und so eine wichtige Masturbationsregel zumindest im Ansatz verfolgen.

Allerdings: Kaum jemand dehnt auf dem Weg zum Lustgipfel das Spiel so aus wie es möglich und auch sinnvoll wäre; oft, weil einfach die Zeit fehlt. Doch zur Erinnerung: Man ist schon lange nackt, tiefenentspannt, terminfrei. Wahrscheinlich deshalb auch unterschwellig bereits ein bisschen scharf. Das sollte man auskosten, hochkitzeln, auf die Spitze treiben, bevor man sich an die eigentliche Selbstbefriedigung begibt.

Das kann ein kurzes Innehalten sein, bei dem man sich mit den Fingerspitzen über die geschlechtsspezifischen erogenen Zonen streichelt. Das kann verträumtes Spielen mit den Burstwarzen sein, vielleicht ein kurzes oberflächliches Streicheln von Penis oder Vagina. Vielleicht gießt man auch etwas Öl auf die Hände und massiert sich für ein paar Minuten…

Wichtig ist nur, dass man sich wieder bremst. Diese Handlungen dienen nur dazu, „ins Lustfeuerchen zu pusten“. Und gern darf man stundenlang so weitermachen – für viele wird dieses ständige „Anspitzen“ bereits einen Erregungsgrad produzieren, den sie zuvor nie kannten.

  1. Kein Blatt vor den Mund nehmen

Die meisten erregten Menschen sind lautstärkentechnisch gehemmt – was sollen denn die Nachbarn denken? Aber: Menschliche Sexualität wurde von Mutter Natur so gestaltet, dass sie auf allen Sinnen funktioniert.

  • Nicht umsonst stöhnen Pornodarsteller*innen so sehr – auch wenn sie es manchmal gehörig übertreiben.
  • Nicht umsonst fühlen sich sehr viele unglaublich erregt, wenn sie das Video-Kunstprojekt „Hysterical Literature“ anschauen, bei dem Frauen aus Büchern vorlesen, während eine Masturbations-Maschine sie zum Orgasmus bringt – eine hauptsächlich akustische Erfahrung, da keine Nacktheit im Spiel ist, nicht einmal erotische Kleidung.
  • Nicht umsonst fühlen wir bei höchster Erregung so oft den Drang, einfach drauflos zu stöhnen.

Bedeutet: Beim Erkunden der eigenen Sexualität sollte das, was die Nachbarn denken könnten, ziemlich egal sein. Wenn man sich also nach all den Schritten endlich erlaubt, sich zu einem (oder vielen) erlösenden Orgasmus zu masturbieren, sollte natürlich der Porno auf normaler Lautstärke laufen, notfalls mit Kopfhörern. Und natürlich sollte man zulassen, seine Lust ungebremst stöhnend zu artikulieren, im Zweifel ins Kopfkissen hinein. Die einzige Lustgrenze ist die, die man sich selbst setzt. Und wenn man allein ist, sollte die weit entfernt sein.

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